Freitag, 27. Juni 2008
back in Germany
Aber jetzt bin ich ersteinmal froh, die Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, bevor ich in drei Wochen schon wieder auf die Grabung in die Türkei fahre.
Ich bedanke mich für die Begleitung in dieser Zeit und hoffe, es hat euch genauso Spaß gemacht, meinen Blog zu lesen, wie mir, diesen Blog mit Informationen zu füttern.
Dies ist der letzte Eintrag. Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, wir sehen uns bald persönlich :)
Sonntag, 8. Juni 2008
...einige Änderungen...
Zuerst hatte ich ja meinen Flug für den 8.7. gebucht, aber auf Grund der Tatsache, dass kaum noch einer meiner Freunde mehr hier ist, ich kurz nach meiner Rückkehr wieder zurück in die Türkei auf meine Grabung fahre, meine Mitbewohner ebenfalls nicht mehr in Istanbul sind, da auch hier Ferien sind und die beiden zu ihren Familien fahren, habe ich meinen Flug umgebucht und fliege jetzt am 25.6. wieder zurück nach Deutschland. Unglaublich, das sind nur noch 17 Tage, 2,5 Wochen!! Das Jahr in Istanbul ist also fast vorbei. Ich schwanke noch zwischen der Traurigkeit, dass die Zeit hier dem Ende zugeht, und der riesigen Freude auf meine Familie und meine Freunde!!!
Aber letztendlich bin ich in Aufbruchstimmung. Ich mache die letzten Besorgungen, muss noch meine letzten Prüfungen schreiben, möchte meine Freunde hier ein letztes Mal sehen, genieße den Anblick des Bosporus jedes Mal aufs Neue, stürze mich noch einmal mehr in die Massen auf der Istiklal Caddesi (Einkaufsstraße) und freue mich riesig über das frühere Datum der Rückreise... ein weiterer wichtiger Lebensabschnitt ist vorbei, ein weiterer wichtiger beginnt...
Montag, 2. Juni 2008
Menschen und Mentalität
Auch die Mentalität der Türken war mir nicht neu. Aber dennoch muss ich sagen, dass hier mal wieder einiges anders war bzw. ist, als ich es erwartet hatte. Ich habe sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Was ich wirklich zuerst sagen muss ist, dass, wenn es darauf ankommt und man wirklich Hilfe braucht, immer jemand da ist. Ganz extrem habe ich es zu spüren bekommen, als meine Freundin von der Uni mich bei sich aufgenommen hat, in ihrem zu Hause, wo sie mit ihrer Schwester und ihrem Bruder gewohnt hat. Aber auch sonst, geht etwas kaputt, repariert es jemand, sucht man nach dem Weg, bringt dich dort jemand auch hin. Will man in dem einen Laden nichts kaufen, sagt der Verkäufer einem aber trotzdem, wo man das, was man sucht, finden kann, auch, wenn er somit keinen Gewinn macht. Sagt man, man ist Student, bekommt man sowieso öfter mal etwas günstiger. Sagt man dann noch, dass man Erasmus macht, Türkisch lernen will und das Land mag, bekommt man noch einen Tee dazu. Und wenn man mal einen Lira zu wenig in der Tasche hat, ist das auch nicht unbedingt ein Problem. Ich hatte mal im Bus kein Kleingeld und der Busfahrer konnte nicht wechseln da hat er mich durchgewunken. Kein Problem. Da wird man nicht hinausgeworfen. Als ich vor Weihnachten mit meinem schweren Koffer den Eingang zur Metro gesucht habe, hat mir ein Mann den Koffer getragen und mich dorthin gebracht (er hat sich über seien Hilfsbereitschaft bestimmt geärgert, denn der Koffer war sehr schwer!).
In der Türkei gibt es übrigens das System „auf Türkisch zahlen“ oder „auf Deutsch zahlen“. Man zahlt hier niemals getrennt, und als Frau zahlt man schon mal gar nicht, wenn man mit einem Mann unterwegs ist. Oft schon wurde ich ausgelacht, wenn ich den Teil, den ich gegessen habe, bezahlen wollte. „Wir sind doch nicht in Deutschland!“ Auch, wenn es mir manchmal schon unangenehm ist, wenn ich wieder nichts zahle, ist das durchaus ein System, an das ich mich gewöhnen kann :)
Auf der anderen Seite haben die Türken aber auch gewisse Eigenschaften, mit denen ich nur sehr schwer zurecht komme. Vielleicht ist das auch zusätzlich noch eine Eigenart Istanbuls, die sich durch die Größe und Hektik dieser Großstadt ausgebildet hat, aber es ist schon sehr extrem. Die Türken können nämlich unglaublich unverschämt sein. Dazu gehört, dass niemand aus dem Weg geht, wenn man sich auf einer Straße entgegenkommt. Die erwarten, dass man aus dem Weg geht, vor allem die Frauen, und wenn man sich dann anrempelt, wird man ganz empört angeschaut. Mittlerweile nehme ich schon keine Rücksicht mehr, bin schließlich nicht der Depp vom Dienst. Aber es ist eben auch anstrengend, sich seinen Weg zu erkämpfen. Ich sag ja, ein Samstagvormittag im Oberhauseren Centro schockt mich nicht mehr. Außerdem regt mich die Dreistigkeit auf. Sie sind immer alleine. Ein Türke kommt in ein Geschäft und ruft sofort „Bakar misiniz!?“ (Entschuldigung!) Der Bedienstete macht dann meist drei Sachen auf einmal, und meistens steht man selber länger rum und die später reingekommene Person ist schon längst wieder draußen, weil man einfach nicht dreist genug ist. Aber meine Unverschämtheitsgrenze liegt nun mal weitaus niedriger als die der Türken. Vor allem die Frauen führen sich auf wie Prinzessinnen. Aber man sieht auch schon bei den Kindern, dass diese Eigenart anerzogen wird. Die können sich alles erlauben. Dennoch gibt es manche Regeln, an die sich mit übertriebener Konsequenz gehalten wird. Es gibt Busse, in denen man nicht telefonieren darf, da wird man dann sofort darauf hingewiesen und bitter böse angeschaut, wenn man sich diesem Verbot widersetzt, aber ansonsten ist alles erlaubt, solange der Türke sofort das bekommt, was er will.
Generell ist aber die Art der Türken sehr offenherzig. In Deutschland steht man sich als Fremder am Anfang meist sehr kühl gegenüber, aber hier wird man sofort mit einem „Hos geldin“ (Herzlich Willkommen!) begrüßt, worauf sofort ein „Nasilsin?“ (wie geht’s?) folgt. Trifft man sich dann ein zweites Mal, gibt’s ein Küsschen links und rechts und man quatscht erstmal. Es ist sehr normal hier, sich einfach mal zu drücken oder auf die Wange zu küssen (wenn man sich freundschaftlich näher steht), und dann folgt dem Küsschen auch noch eine Umarmung. Untereinander geben sich die Türken auch gerne Spitznamen, Verniedlichungen. Ich finde das sehr schön, allerdings fragt man sich doch schon manchmal, ob das nicht mehr zum Umgangston gehört, als dass man sich wirklich immer mit allen so nah steht, wie man tut.
Eine andere Eigenschaft, die ich besonders als Deutsche nicht verstehen kann, ich die entspannte Einstellung der Türken der Arbeit gegenüber. Es mag natürlich schön sein, wenn drei Männer auf dem Bürgersteig sitzen, ein kleines Tischen aufgebaut haben, Tee trinken und Tavla (Backgammon) spielen, aber meistens überarbeitet sich dementsprechend auch niemand. Natürlich gibt es die schuftenden Menschen, viele sogar davon, und auch die Massen, die in ihre Banken fahren, den Müll sortieren, in Dönerbuden stehen, Schrammel an Touristen verkauen (es gibt so viele Möglichkeiten zu „arbeiten“ - habe auch noch nie so viele Bettler gesehen, oder so viele Menschen, die Taschentücherpakete an der Ecke verkaufen) und so. Aber niemand lässt sich die Raucherpause nehmen, gerne quatscht man mit jedem, der da kommt, sitz einfach irgendwo rum und schaut sich in der Gegend um. Vor allem auch viele junge Männer tun nichts. Aber letztendlich ist das auch egal, denn wenn man keinen Job hat, hat der Freund vom Bruder des Vaters einen Bekannten, der wiederum einen Sohn hat, dessen Freundes Vater einen Job in einem Laden hat, so dass man sich eigentlich um nichts wirklich kümmern muss. Außerdem haben auch viele Türken Verwandte in Deutschland (Ach!!?! Irgendwo müssen die 3 Millionen Türken in Deutschland ja herkommen!).
Aber ich will nicht gemein sein, ich kenne auch viele Studenten, die wirklich sehr fleißig sind. Und für ihre Prüfungen vor allem an der Uni tun sie meist viel. Aber bei einem Tee sagt niemand nein….
Freitag, 23. Mai 2008
Rumeli Hisarı
Die Burg besteht aus drei großen und 13 kleineren Rundtürmen, mehreren Torbauten und bis zu 7m dicken Schutzmauern. Nach kurzer Zeit wurde die Burg allerdings auch als Staatsgefängnis benutzt, weil sie an Bedeutung verloren hatte.
Die Anlage ist überwältigend, allerding auch ein wenig gefährlich. Man kann auf den Treppen innerhalb der Anlage sehr hoch hinauflaufen, allerdings gibt es keine Sicherung. Man muss also schon ziemlich aufpassen. Aber der Blick auf den Bosporus ist überwältigen.
Samstag, 17. Mai 2008
Angst
Ich habe in der Zeit in Istanbul nur wenige Momente erlebt, in denen ich wirklich Angst hatte. Normalerweise unterscheidet sich das Leben nicht wesentlich von dem in Deutschland. Man geht zur Uni, trifft Freunde, unternimmt was zusammen, trinkt Kaffee, geht essen, ins Kino, auf Konzerte, auf Feiern. Und selbst das Nach-Hause-Kommen war nicht besonders beängstigend. Mal mit dem Bus, mal mit dem Taxi, oder auch zu Fuß, ich habe mich zumindest nie in Gegenden begeben, in denen es wirklich gefährlich ist.
Aber manchmal gibt es eben Situationen, in denen etwas passiert, was man nicht einschätzen kann. Dazu gehört zum Beispiel der Istanbuler Straßenverkehr. In jedem Auto befindet sich eine Hupe, und die wird auch fleißig benutzt, dafür ist sie schließlich da. Wenn sie nicht alle zehn Minuten benutzt wird, ist sie sehr wahrscheinlich kaputt – durch Abnutzung. Die Hupe ist auch wesentlich wichtiger, als zum Beispiel Bremsen, denn das tun Istanbuler Autofahrer grundsätzlich nicht – außer, es lässt sich wirklich gar nicht vermeiden, was nur in den seltensten Fällen ist. Manchmal hat man den Eindruck, wenn die Autofahrer um eine Ecke kommen und sich gerade Fußgänger auf der Straße befinden (meistens eilt man sowieso schon voller Angst über die Straße, weil jederzeit ein neues Auto kommen kann), dass sie extra beschleunigen, um die Menschen rennen zu sehen. Nicht selten entkommt man so gerade eben den Autos, manchmal enden diese Kotakte auch nur knapp ohne Berührung. Ein erschreckendes Erlebnis hatte ich auf der Istiklal, der Haupteinkaufsstraße in Istanbul. Ein kleiner Transporter fuhr durch die Einkaufsstraße (leider fahren auch dort, wo eigentlich keine Autos fahren dürfen immer reichlich Autos herum – Taxies, Lieferwagen und natürlich die Polizei) und wollte an zwei Jungs vorbei, die vor ihm gingen. Er hupte, aber sie gingen nicht aus dem Weg – ob absichtlich oder ob sie es wirklich nicht wahrgenommen hatten, weiß ich nicht. Er versuchte es dreimal, und als die Jungs nicht aus dem Weg gingen, gab er Gas und fuhr einen von hinten an. Er fiel fast hin, sprang völlig erschrocken aus dem Weg, und der Mann (mit Frau und Kind im Wagen) gab Gas, schrie und gestikulierte wild, fühlte sich also auch noch völlig im Recht. Ich war schwer schockiert. Unmöglich. Und in diesem Sinne fühlen sich die Autofahrer meistens im Recht, so dass man als Fußgänger eigentlich nicht eine Chance hat, sondern immer warten sollte. Oder schnell sein sollte. Wenn man eine Straße überqueren will, sollte man nie zögern, denn wenn man nicht sofort losrennt, sobald sich eine Möglichkeit bietet, ist sie im nächsten Moment auch schon vorbei.
Ein weiteres Problem in Istanbul sind die Menschenmassen. Hier finden oft Demonstrationen statt, von denen ich mich immer tunlichst fern halte. Aber generell komme ich damit auch gar nicht in Berührung. Ganz schlimm waren die Demonstrationen am 1.Mai. Ich war den ganzen Tag mit meiner WG zu Hause, aber wir haben im Fernsehen verfolgt, dass in Taksim und auch an anderen Orten in Istanbul die Polizei gegen Demonstranten kämpfte, mit Tränengas, Wasserstrahlern und mit Körpereinsatz. Es kam zu Schlägereien, Verletzten und Unfällen, obwohl schon vorher Plätze abgesperrt wurden, ließen sich diese Konfrontationen doch nicht vermeiden. Auch wenn der Versuch löblich ist, Massenkarambolagen zu vermeiden, hat das leider auch nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun.
Generell ist aber auch die Polizei mit Vorsicht zu genießen. Nicht selten nutzen sie ihre Macht auch aus. Meine Freundinnen haben durchaus schon ihre Erfahrungen gemacht, als sie auf der asiatischen Seite gewohnt haben und nachts Polizisten getroffen haben, die ihre Ausweise sehen wollten, sie nicht gehen ließen, oder auch einmal sie nach Hause begleitet haben und sie dann in der Küche saßen und nicht wieder gehen wollten, dort eine Stunde verharrten. Ich selber halte mich von denen fern, schaue sie nicht an, mache nicht auf mich aufmerksam, denn als Ausländer ist man immer gerne gefundenes Fressen für Machtspielchen. Aber auch so, wenn sie dann in Uniform, das Maschinengewehr im Anschlag und mit bösem Blick in der Einkaufsstraße stehen, finde ich es eher beunruhigend, als sicherheitsgebend.
Normalerweise habe ich auch in der Innenstadt keine Angst, obwohl es immer sehr extrem voll ist. Ein Ausflug ins Oberhausener Centro oder Essen Innenstadt an einem Samstag Vormittag kann mich jetzt wohl nicht mehr aus der Ruhe bringen. Aber einmal hatte ich doch ein mulmiges Gefühl, gerade heute, wo man ständig von irgendwelchen Anschlägen hört. Als ich für Silvester wieder in Istanbul war und am 31.12. noch mal durch die Innenstadt bin, standen da so viele Autos und ich dachte, hoffentlich findet jetzt nicht hier und heute ein Anschlag statt. Ich war wirklich heil froh, wieder zu Hause zu sein, und auch, als Silvester und Neujahr vorbei waren.
Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt, in einer der größten Städte der Welt zu leben. Man befindet sich ja immer nur in einem kleinen Teil der Stadt. Man muss sich gedanklich einfach damit arrangieren, und im Endeffekt einfach nicht mehr darüber nachdenken. Ist halt so, fertig. Denn trotz dieser Größe und diesem Dreck und dem Lärm gibt es hier auch wahnsinnig schöne Orte. Doch davon ein anderes Mal…
Donnerstag, 15. Mai 2008
Zeit des Feierns...
In dieser Woche werden jeden Abend Konzerte von der Uni "Mimar Sinan Güzel Sanatlar Üniversitesi" (Mimar Sinan Schöne Künste Universität) meiner Mitbewohnerin ausgerichtet. Ich bin dort Montag und Mitwoch mit einer großen Gruppe Freunden hingegangen. Wir haben viel gequatscht (ich sogar auf Türkisch!!!!! *freu*), getanzt und Fotos gemacht. Die Türken können wirklich feiern. Und dann habe ich auch endlich meine türkische Lieblingsband live gesehen: Ezginin Günlüğü!! :)
Hier ein paar Eindrücke von unseren Abenden.

Mitsu, Halit, Çisem, Burhan, ich, Kathi

Nevin, Halit, Çisem, ich, Gülistan, Çiğdem, Savaş
Çisem und ich
Kathi, Savaş, ich
Çisem, Mitsu, Selahattin
ich mit Çiğdem, Halit und Çisem
ich mit Çisem, Çiğdem und Nevin
ein Teil der Gruppe
beim Tanzen